Das Leitbild des homöopathischen Heilpraktikers

 

Für die homöopathische Behandlung in der Praxis des Heilpraktiker ist das Selbstbild oder auch Leitbild des homöopathischen Therapeuten sehr wichtig für den langfristigen Erfolg und die Zufriedenheit bei der Arbeit.

Sich einmal Zeit zu nehmen, um über die eigenen Werte, Überzeugungen und die Ressourcen nachzudenken, ist sicherlich sehr lohnend für die Weiterentwicklung und Selbstmotivation.

 

Die Beziehung des homöopathischen Heilpraktikers zum Patienten

 

Schon Hahnemann definiert in seinem Paragraphen 1 des Organon diese Beziehung als authentisch, an den Bedürfnissen des Patienten orientierend, zielgerichtet und motivierend, um am eigenen Gesundungsprozess mitzuwirken. Gerade diese aktive Einbeziehung des Patienten in die homöopathische Arbeit kann die Selbstheilungskräfte des betroffenen Menschen stärken.

 

Das Behandlungsziel

 

Ziel des Handelns des homöopathischen Heilpraktikers ist Heilung. Heilung im homöopathischen Sinne bedeutet nicht nur Niedrighalten der Krankheitsaktivität und Unterdrückung von Symptomen, sondern wirkliches Auslöschen chronischer, die Lebenskraft beschränkender Krankheiten. An dieser Stelle ist besondere Selbstkritik gefragt, um sich in jedem einzelnen Fall Rechenschaft darüber abzulegen, ob man wirklich den Weg des richtigen Heilens beschritten hat.

 

Die Heilkunst

 

Heilkunst ist eine harte Arbeit, verbunden mit dem Glauben an sich selbst. Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen. Die in der Schulmedizin übliche reine Versorgungstätigkeit kann vom homöopathischen Heilpraktiker überwunden werden, um mit dem ganzheitlichen Behandlungsansatz das zu erreichen, was Hahnemann definiert hat; „ dass die Lebenskraft unumschränkt wallten sollte, um dem höheren Zwecks des Daseins zu dienen.“

 

Das ganzheitliche Behandlungskonzept

 

Der homöopathische Heilpraktiker eruiert die gesamte Krankheitsgeschichte des Patienten wie eine Biographie, mit den wichtigsten Momenten und Weichenstellungen, die zum Ergebnis des Krankseins geführt haben. Dabei werden sowohl die Familienanamnese, die eigenen Krankheiten, die psychischen Themen und die soziale Entwicklung erfragt unter der besonderen Berücksichtigung ungewöhnlicher, sonderlicher und individueller Symptome, die eine Sprache der Lebenskraft sind.

 

Die gute Arzneikenntnis homöopathischer Medikamente und ihre differenzierte Anwendung im einzelnen Krankheitsfall ermöglicht die gewonnenen Einsichten über den Patient mit Hilfe der dynamisierten Arznei zu transformieren und den Gesundungsprozess in Gang zu setzen.

 

Krankheitsentstehung, Arzneimittelwirkung und der Heilungsverlauf sind energetische, immaterielle Prozesse, die auf die Lebenskraft wirken. Es bedarf lebenslanger Schulung, sich dieses Prinzip immer wieder klar zu machen und nicht von dieser Linie abzuweichen.

 

Die Gesundheitsberatung

 

Schon Hahnemann empfahl, beim Patienten die so genannten Heilungshindernisse hinwegzunehmen, um damit eine ganzheitliche Gesundung zu gewährleisten.

Dieses Anliegen ist heute aktueller denn je, Menschen müssen sich in ihrer Lebenswelt mit den vielfältigsten Stressoren auseinandersetzen, die auch die homöopathischen Behandlung ernsthaft gefährden können. Daher sollte der homöopathische Heilpraktiker in intensiven Gesprächen genau analysieren, welche flankierenden Maßnahmen erforderlich sind, um die Gesundheit nachhaltig zu festigen.

Die Universalität des homöopathischen Therapieansatzes

 

Wenn man das Wesen des Krankheitsverständnisses in der Homöopathie betrachtet, sowohl die akuten, die epidemischen als auch die chronischen Krankheiten, dann folgt daraus, dass es eigentlich kein homöopathisches Spezialistentum geben kann. Der Vorteil für den  homöopathischen Heilpraktiker ist es, sich wie ein guter Allgemeinmediziner mit allen Bereichen der Medizin auszukennen, z.B. Pädiatrie, Geriatrie, Gynäkologie und Augenheilkunde, nichts wird wirklich ausgespart.

Die Herausforderung besteht darin, sich fachlich in diesen Disziplinen auszukennen und sich weiterzubilden, denn auch die schulmedizinische Nosologie muss bekannt sein und angewendet werden, um den Patienten richtig zu beraten und die Prognose der Krankheit einzuschätzen.

 

Die Anerkennung der Grenzen der homöopathischen Heilmethode

 

In der täglichen Arbeit mit Patienten sollte der homöopathische Heilpraktiker immer auch die eigenen Grenzen kennen. Diese können zum Beispiel darin bestehen, in unklaren Fällen einen Arzt hinzuzuziehen oder im Notfall den Patienten ins Krankenhaus einzuweisen.

Auf einer anderen Ebene steht die Heilmöglichkeit der Homöopathie dann am Scheideweg, wenn es sich um schwere irreversible Organschäden handelt, wo eine dynamische Therapiemethode keinen Angriffspunkt mehr hat. Aber auch hier gibt es in Einzelfällen sicherlich die Möglichkeit, mit niedrig potenzierten Arzneien organotrop zu therapieren, um die Lebenskraft des Menschen nicht zu überfordern.

 

Die Möglichkeiten der Selbstreflexion der eigenen Arbeit

 

Der homöopathisch arbeitenden Heilpraktiker hat verschiedene Möglichkeiten der Selbstflexion. Diese bestehen auf fachlicher Ebene in regelmäßiger Weiterbildung und dem Austausch mit Kollegen, zum Beispiel in einem Qualitätszirkel. Supervision, Fortbildung in den Techniken der Gesprächsführung dienen dazu, die eigenen Fähigkeiten hinsichtlich der Kommunikation mit dem Patienten immer wieder zu verbessern.