Die Bedeutung der Behandlung mit Konstitutionsmitteln in der klassischen Homöopathie

 

Die Voraussetzung, für einen kranken Menschen ein so genanntes Konstitutionsmittel zu verschreiben, ist eine umfangreiche homöopathische Anamnese, die nicht nur die individuelle Krankheitsgeschichte mit einbezieht, sondern auch die Krankheiten der leiblichen Familie und der Vorfahren.

Das ist deswegen besonders wichtig, wenn man bei einer sehr symptomarmen Anamnese, d.h. mit wenig wahlanzeigenden individuellen Symptomen, das erforderliche Arzneimittel sucht. Die Wurzeln der Krankheit können in Einzelfällen bis zu zwei Generationen zurückliegen; hier einen roten Faden zu finden, der bis zu dem heute betroffenen Menschen führt, kann zu einer wahren Detektivarbeit werden.

 

Was wird nun bei der individuellen biographischen Anamnese berücksichtigt?

  • Die Krankheiten und Entwicklungsstörungen in der Kindheit
  • Mögliche Impfbelastungen
  • Körperliche und seelische Traumen ( Unfälle, Trennungen, Verluste anderer Art, Mobbing, Chronischer Kummer, anhaltende existenzielle Bedrohungen )
  • Unterdrückende medizinische Therapien ( Antibiose, Cortisontherapie, Strahlentherapie, Operationen, Behandlung mit Immunsuppressiva )
  • Erkrankungen im Erwachsenenalter
  • Vegetative Symptome ( Schlaf –Wach- Rhythmus, Träume, Hunger, Durst, Menstruation, Sexualität, Wetterempfindlichkeiten )
  • Eigentümliche Empfindungen im Körper, die durch physiologische Tatsachen nicht erklärbar sind ( z.B. Hitze- oder Kältegefühle, Vergrößerungs –und Verkleinerungsempfindungen, Schmerzen )
  • Konstante, über Jahre anhaltende psychische Symptome, die nicht zum Charakter des Menschen gehören, sondern ihn in seiner Lebensgestaltung und seiner Beziehung zu anderen Menschen erheblich einschränken ( z.B. inadäquate Angst, Eifersucht, Traurigkeit, Argwohn, Zorn, etc. )

 

Bei sorgfältiger Analyse und „getreuer Aufzeichnung des Krankheitsbildes“ ( Hahnemann ) ergibt sich ein klares individuelles Profil der Störungen auf allen Seinsebenen.

 

Dieses Profil, das der gesamten pathophysiologischen Krankheits- Entwicklung entsprechen sollte, führt dann zur Wahl des Konstitutionsmittels.

 

Als Hahnemann seine Forschungen zur Theorie und Praxis der chronischen Krankheiten durchführte, hatte er lange Zeit die Vorstellung, es müsse für die Grundkrankheiten des Menschen nur ganz wenige, tief wirkende Arzneien geben, die dann umfassend heilen könnten ( z.B. Mercurius solubilis bei syphilitischer Belastung, Thuja bei sykotischen Schäden und Sulfur für das weite Feld der psorischen Krankheiten ).

 

Schon in seiner Zeit musste er feststellen, dass für die adäquate, nachhaltige homöopathische Behandlung chronischer psorischen Krankheiten, immer eine so genannte „ Mittelleiter“ notwendig war, d.h. die Verabreichung einer Folge von verschiedenen Konstitutionsmitteln, die alle zum Patienten passten, aber eine jeweils eigene Facette der Symptome des Patienten repräsentierten. Aus diesem Grund erforschte Hahnemann schon 47 verschiedene Antipsorika.

 

Die Vorstellung, ein Mensch habe sein ganzes Leben lang „sein“ Konstitutionsmittel, kann also eigentlich seit Hahnemann nicht aufrechterhalten werden und entspricht dem Wunsch des Menschen nach einem magischen Heilmittel, das ihn sozusagen von der Pein des Erdenschicksals erlösen kann.

 

Nur in seltenen Fällen braucht ein Mensch seit Kindheit das selbe Arzneimittel, was nach den Beobachtungen von Vithoulkas einer sehr gesunden, robusten Konstitution entspricht.

 

Ob nun ein einziges Mittel oder eine sinnvolle Abfolge bestimmter Arzneien – immer gilt, dass die Arzneiwahl sorgfältig nach den Symptomen des Patienten erfolgen muss.

2 Antworten auf Die Bedeutung der Behandlung mit Konstitutionsmitteln in der klassischen Homöopathie

  • Hallo
    ich bitte um eine kurze Antwort auf meine Frage.
    Wenn man (seit Pubertät an bis heute mit 40 Jahren, ohne Amalgambelastung) Mercurius solubilis als Konstitutionstyp ist und man kombiniert mit Syphillinum behandelt wird, ändert sich dann das Miasma wie im Miasmenhaus von Rosina Sonnenschmidt, d.h. vom Keller der sog. Syphillinie zur 1. Etage der sog. Sykose?
    Oder bleibe ich für immer ein Mercurius-Typ?

  • Diese Frage ist grundsätzlicher Natur, wenn man sich mit der Theorie der Miasmen beschäftigt und daher eigentlich nicht kurz zu beantworten.

    Die Zuordnung zu einer Pathologie wie zum Beispiel hereditäre Syphilis oder Pseudopsora mit syphilitischem Stempel erfolgt auf der Basis, dass sich diese angeborene „ Konstitution“ nicht mehr verändert, sondern mit Hilfe tiefgreifender Antimiasmatika wie zum Beispiel Mercurius solubilis oder Syphilinum in ihrer Symptomatik abgeschwächt wird.

    Falls sykotische Symptome auftauchen, so muss man prüfen, wann diese erworben wurden oder ob sie vakzinotischer Natur sind.

    Die Theorie von Frau Sonnenschmidt zur Miasmatik ist mir nicht bekannt, da ich mich in der Theoriebildung auf fundiertere Autoren wie John Henry Allen, James Compton Burnett, H.C. Allen, Heinrich Goullon stütze.

    Wenn Sie das Thema vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen Die Bücher von Herrn Risch und Herrn Laborde ( die hereditären chronischen Krankheiten ).

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